Die GEWOBAG und die Wärmewende im Schöneberger Norden

Wohngebäude im Schöneberger Norden sind in der Hand vieler Eigentümer:innen. Darunter hat die GEWOBAG einen großen Anteil und größtenteils im Bestand. Berlin hat sich das Ziel gesetzt 2045 klimaneutral zu sein. Dabei nimmt der Wärmesektor eine zentrale Rolle ein, da dieser für rund die Hälfte der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Wärmewende im Bestand heißt nicht nur die Heizung auf erneuerbare Energien (EE) umstellen, sondern es muss saniert werden.

Auf einer Veranstaltung des Quartiersrates am 10.11.2022 war Herr Mitzinger, Geschäftsführer der GEWOBAG – Energie- und Dienstleistungsgesellschaft (ED), Gast auf dem Podium „Wärmewende im Schöneberger Norden. Wie kann das gelingen?“. Auf der Webseite der GEWOBAG-ED verspricht das Unternehmen„ Für Umwelt- und Klimaschutz geht das Tochterunternehmen neue Wege: Damit nimmt die Gewobag ihre umweltpolitische Verantwortung mit Blick auf die Energiewende wahr und sichert langfristig stabile Kosten in der Energieversorgung für die Gewobag-Mieter.“ (www.gewobag.de).

Herr Mitzinger erklärte auf dem Podium, dass die Strategie der Gewobag-ED ist, an den größten Hebeln anzusetzen, nämlich da, wo ist es am wirkungsvollsten ist. Dazu untersucht Gewobag derzeit alle Liegenschaften hinsichtlich Wärme- und Sanierungsbedarf sowie Potentiale für erneuerbare Energien. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2023 vorliegen und dann könne auch mehr zu den Perspektiven im Schöneberger Norden geliefert werden. Er betont, dass Strategien auch sozial gestaltet sein müssen, denn es müssen für Mieter:innen bezahlbare Wärme- und Energiekonzepte sein.

Aus dem Publikum wurde das Beispiel Kyffhäuser Straße für eine Erdwärmeversorgung mit Blockheizkraftwerke im Bestand als „best-practice“ genannt. Dies könne besipielsweise in den entkernten Hinterhöfen zwischen Yorckstraße 43 und Bülowstraße 52 von der Gewobag als Modellprojekt umgesetzt werden. Hier könnten Möglichkeiten zur Umstellung auf EE im Schöneberger Norden im Bestand gezeigt werden. Aber hier, wie auch in vielen anderen Gebäuden der GEWOBAG bestehe erheblicher Sanierungsbedarf.

Sanierungsbedarf

An die GEWOBAG wurden aus dem Publikum eine Vielzahl von energetischen Mängeln und der fehlenden Beseitigung dargelegt und sofortige Maßnahmen, um die teilweise desaströsen Zustände im Bestand zu beseitigen, eingefordert.

Bestehende Einsparmöglichkeiten in Gewobag-Häusern:

  • Undichte Fenster können angeblich wegen bestehendem  Denkmalschutz nicht saniert werden
  • Treppenhäuser in mehreren Objekten werden stark beheizt
  • Steigleitungen sind nicht isoliert und erzeugen hohe Raumtemperaturen
  • die Wärmemessgeräte in Gewobag-Häusern funktionieren nicht richtig
  • Bei der Heizkostenabrechnung fehlt jegliche Transparenz und Rückfragen bleiben teilweise unbeantwortet
  • Räume werden im Winter unregulierbar hochgeheizt
  • Es fehlt insgesamt an Kommunikation und Transparenz

Vorschläge zum Energiesparen

Es brauche Zugang zu verständlichen Informationen zum individuellen Energieverbrauch und zu Einsparmöglichkeiten. Es gebe zu wenig Energiesparanreise, wie etwa die Berechnung der Heiz- und Warmwasserkosten, die nur zu 50% auf Grundlage des individuellen Haushaltsverbrauch basiert. Man finanziere damit zu sehr den Verbrauch anderer Haushalte. Auch sei es sehr kompliziert eigene Beiträge der Mieter:innen in Gewobag-Bestandshäusern (wie z.B. genehmigungsfreie Balkon-Solaranlagen) zu integrieren – es fehlt an Transparenz und Kommunikation und die geforderte fachbetriebliche Installation und Prüfung solle von Seiten der Gewobag vereinfacht oder durch Bereitstellung von Kontakten und Manuals angeregt werden. Informationsmaterial und Beratung sei notwendig zu was Mieter:innen ganz konkret bereits in diesem Winter machen können, um weniger Energie zu verbrauchen, wie z.B.Isolation von Einrohr-Steigleitung in Wohnungen möglich.

Wie geht es weiter?

Es wird empfohlen zur Wärmewende im Bestand und den daraus folgenden Fragen mit der GEWOBAG und GEWOBAG-ED im Gespräch zu bleiben. Es wird auch empfohlen die Maßnahmen und Veränderungen für Mieter:innen im Schöneberger Norden transparent zu machen. Es wird schließlich ins Auge gefasst eine Folgeveranstaltung mit der GEWOBAG, dem Bezirk, dem Senat, Energielieferanten, Mieterverein und Mieter:innen für das Frühjahr 2023 zu organisieren, um auf Basis der besseren Datenlage Wärmekonzepte zu betrachten. Eine Mieterversammlung zu Heizkostenabrechnung ist bereits fürs 1. Quartal 2023 zugesagt.

J.Werdes/3.12.2022

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