von Matthias Bauer
Kaum ein Künstler hatte mehr Stress mit der Justiz. Zahlreiche Anklagen wegen angeblichen Angriffen auf die öffentliche Moral, Beleidigung „Deutscher Soldaten“, Gotteslästerung sowie Beschlagnahmung seiner Werke machten ihm das Leben schwer bis zu seiner Übersiedlung in die USA im Jahr 1932, gerade noch rechtzeitig vor der Machtergreifung durch die Nazis. Die Rede ist von George Grosz, einem der wichtigsten deutschen Künstler des vergangenen Jahrhunderts. Ab kommenden Mai werden seine Werke nicht nur in der Nationalgalerie zu sehen sein, sondern auch im „Kleinen Grosz Museum“ in der Bülowstraße 18.
Es ist anzunehmen, dass Grosz mit dem Standort des Museums an der Ecke zur Frobenstraße sehr einverstanden gewesen wäre. Es gibt wohl wenige Orte in Berlin, an denen wie in den Bildern von Grosz so unterschiedliche Realitäten aufeinander prallen. Dank George Grosz öffnen sich nun die schicken Mauern, die seit Jahren das Grundstück der ehemaligen Shell-Tankstelle an der Ecke zu Frobenstraße abschirmen. Die Öffnung ist natürlich auch eine Herausforderung an diesem Ort. Hoffen wir, dass diese gelingt und keine zu hohen Eintrittsgelder verlangt werden. Dann könnte die ehemalige Tankstelle, die 2007 vom Kunstsammler Juerg Judin gerettet und umgebaut wurde, zu einer echten Bereicherung werden für unser Quartier.
Mit Wehmut denke ich zurück an die andere Tankstelle in der Bülowstraße, die sich dort befand, wo sich heute der Eingang zum Nelly-Sachs-Park befindet. Die Tanke am Bülowbogen war ein noch eleganteres Bauwerk als die an der Froben. Abgerissen wurde sie 1985, als der Nelly-Sachs-Park angelegt wurde. Bezirksverwaltung und Politik war damals noch zu sehr im Kahlschlagsanierungmodus, um die Schönheit des Bauwerks erkennen zu können. Und es fehlte an Phantasie, sich vorzustellen, was aus einem solchen Bauwerk am Eingang zum Park sich hätte entwickeln können.
Gut, dass es an der Ecke Bülow/Froben anders gelaufen ist. Danke allen Beteiligten.