Die Räumung des letzten, am Standort verbliebenen, selbstverwalteten Jugend-Kollektivs der „Potse“ wurde nun für den 19. Mai 2021 mittwoch morgens angekündigt. Dabei werden gerade akut und kurzfristig beziehbare Räume im Tempelhofer Flughafengebäude geprüft, wie der RBB aktuell berichtete.
Vor fast 50 Jahren, am 16. September 1972 hat das Drugstore in Schöneberg sein erstes Konzert in der Potsdamer Straße 180 organisiert. Dieser wichtige Teil unserer Kultur im Kiez und ein Freiraum von selbstorganisierter und inklusiver Jugendarbeit ist nun akut bedroht.
Dabei hieß es zunächst: „Es gibt keine Schließungsabsichten aus der Bezirksverordnetenversammlung heraus oder aus dem Bezirksamt […]. Das Bezirksamt ist sehr darum bemüht, dass wir zusammen diese Krise meistern“. Das sagte SPD Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler in einem Film-Beitrag der Kollektive. Ein entsprechender FDP Antrag auf Räumung wurde trotz der Unterstützung von AfD und CDU auch mehrheitlich parlamentarisch abgelehnt, doch eher aus formalen Gründen. Denn das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, mit der Bürgermeisterin und dem zuständigen Stadtrat für Jugend, Oliver Schworck (SPD), und dem Stadtrat für Stadtentwicklung und Bauen Jörn Olthmann (Grüne) hat 2019 die Räumungsklage eingereicht. Der Räumungsklage wurde nun stattgegeben.
Dabei wäre jetzt stattdessen dringend geraten dass das Bezirksamt die Räumung durch die Polizei aussetzt, bei der auch keine Mindestabstände und der Infektionsschutz eingehalten werden können. Es ist zu befürchten, dass eine gewaltsame Räumung alle Bemühungen für den Erhalt der selbstverwalteten Jugendarbeit kaputt macht.
Kiezpalaver Schöneberg, Quartiersrat Schöneberger Norden, Stadtteil-Forum Tiergarten Süd und Interessengemeinschaft Potsdamer Straße haben gemeinsam in einem dringenden Apell an das Bezirksamt gefordert, die Verhandlungen für geeignete und langfristige Ersatzräume zu abzuwarten und die Räumung zu stoppen. Denn endlich liegt mit dem alten Zollgarage am Flughafen Tempelhof eine ernsthafte Alternative vor. Es muss abgewartet werden, ob die notwendigen Voraussetzungen wie Wasser und Toiletten gewährleistet werden und das Jugendzentrum seine Arbeit wieder aufnehmen kann, einschließlich der von ihnen veranstalteten Konzerte. Dringend müssen adäquate Ersatzräume für die nächsten Jahre sichergestellt sein, bis dahin darf die Räumung keine Alternative sein.